Eine bittere, aber vernünftige Entscheidung: Die Fechter von Eintracht Hildesheim verständigten sich geschlossen darauf, nicht zu den Deutschen Florettmeisterschaften in Tauberbischofsheim anzureisen. Damit verzichten das Herren- und das Damenteam auf ihr Startrecht, ebenso wie die Einzelstarter Louisa Sölter, Zoe Licata und Noah Gollnick. Die Deutschen Meisterschaften sind für Samstag und Sonntag, den 21/22.11. angesetzt, die Durchführung ist umstritten. Allerdings ist eine Absage zumindest nicht offiziell verlautbart worden. Der ursprüngliche Termin im März hatte bereits nicht stattfinden können, anders als die Jugendmeisterschaften sollte der Seniorenwettkampf allerdings dieses Jahr noch stattfinden.
„Natürlich fällt es einem immer schwer, auf einen derartigen Wettkampf zu verzichten. Eine Anreise quer durch Deutschland auf ein Event mit fast 150 Teilnehmern plus Offizielle ist aber schlicht und einfach in der aktuellen Situation nicht zu verantworten.“, so begründet Gollnick die Nichtteilnahme seiner Mannschaft sowie den Verzicht auf seinen Einzelstart. „Sowohl der Landkreis Hildesheim als auch der Main-Tauber-Kreis, in dem Tauberbischofsheim liegt, sind zurzeit Risikogebiete. Dazu kommen noch andere Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik. Das kann man nicht einfach ignorieren.“
Die amtierende Niedersächsiche Meisterin Louisa Sölter zweifelt ohnehin daran, dass ein sinnvoller Wettbewerb möglich ist: „Die Trainingsbedingungen über die letzten Monate waren überhaupt nicht geeignet dafür, sich auf einen solchen Wettkampf vorzubereiten, wir können erst seit einigen Wochen überhaupt wieder fechten.“ Sie fügt noch an: „Außerdem muss ich sowieso arbeiten, an dem Wochenende habe ich Nachtschicht.“ Die 20-Jährige Absolviert eine Pflegeausbildung in einem Hildesheimer Krankenhaus und ist zuzeit dementsprechend beruflich stark ausgelastet.
Besonders bitter ist die Entscheidung für Zoe Licata. Dieser Auftritt in Tauberbischofsheim wäre nach diversen Auftritten im Jugendbereich ihre erste Möglichkeit gewesen, sich auch bei den Senioren National zu zeigen. „Natürlich trage ich diese Entscheidung voll mit“, betont sie dennoch. „Gesundheit geht schließlich vor!“ Auch für den 22-Jährigen Christian Lucasov und die 17-Jährige Juliane Oppenländer wäre es der erste Nationale Auftritt im Seniorenbereich gewesen. Des Weiteren wäre Jan-Hendrik Seiler erstmalig seit 2009 wieder Teil einer Deutschen Meisterschaft gewesen.
Auch Trainer Piotr Jablkowski steht voll hinter der Entscheidung der Athleten: „Es hat keinen Sinn, jetzt dort hinzufahren“, so der frühere Olympionike, der selbst für 10 Jahre in Tauberbischofsheim lebte, bevor er vor 22 Jahren Trainer von Eintracht Hildesheim wurde. „Normalerweise möchte ich immer, dass meine Athleten jede Wettkampfchance wahrnehmen, aber jetzt wäre das einfach unverantwortlich.“
Mit Spannung wird nun erwartet, wie sich die anderen Vereine in Niedersachsen und Deutschland diesbezüglich verhalten. Ob ein derartiges Event überhaupt stattfinden kann, ist mehr als fraglich. „Wir rechnen damit, dass der Wettkampf noch abgesagt wird“, so hört man allgemein aus Fechterkreisen. Eine Entscheidung, die trotz aller frommen Wünsche aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive mehr als nachvollziehbar wäre. Wir wünschen allen Mitgliedern der Fechtsparte sowie allen anderen Menschen dort viel Kraft, um die folgenden Wochen und Monate durchzustehen, und natürlich, dass alle gesund bleiben!
Noah Gollnick